Der Maler Ulrich Klimmt zu Gast bei den Neoexpressionisten der Sammlung Zimmer

Ein Abstecher lohnt sich in das saarländische Merzig-Hilbringen und dort in das Wohngebiet Seitert, präziser: in die Hollandstraße 10. Hier ist das Museum „Sammlung Zimmer“ beheimatet: Kunst im ganzen Haus und in zwei hohen, großen Ausstellungsräumen, die nur dem einen Zweck dienen, den Bildern der deutschen Neoexpressionisten Platz und Rahmen zu bieten.

 

 

Abbildung links: Plakat zur Ausstellung in Merzig

Abbildung unten: v.l.n.r. : Anke Rehlinger, Ministerpräsidentien des Saarlandes; Reinhard Klimmt, der Bruder des Malers; Martin Zimmer, der Sammler am 21.6.2024

Aus der Begrüßungsrede von Martin Zimmer:

Der Neoexpressionismus war die letzte große weltweite Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts, die uns ins Staunen versetzte. Ausdrucksmalerei, die das Lebensgefühl einer ganzen Generation widerspiegelt. Die Sammlung Zimmer rezipiert die figurative Malerei der achtziger Jahre mit Schwerpunkt der Berliner Maler, der „Maler vom Moritzplatz“: RAINER Fetting; Helmut Middendorf, Salomé und Bernd Zimmer. Vertreten ist aber auch die Vätergeneration mit Karl-Horst Hödicke, der der Lehrer von ‚Salomé und Middendorf war, sowie Positionen von A. R. Penk, Jörg Immendorf und Markus Lüpertz.
Als ich zum ersten Mal die Bilder von Ulrich Klimmt sah, war ich tief beeindruckt; Bewunderung kam in mir auf, spontan beschloss ich, ihn hier auszustellen. Das breit angelegte Werk von Ulrich Klimmt spricht die Sprache der Malerei. Die Sprache der Malerei sind die Bilder. Es handelt sich hierbei um eine wortlose Sprache. Die im Entscheidungsbereich der Seele liegende Kunst ist universell. Sie kommuniziert mit uns in einer Art und Weise, die wir Menschen auf der ganzen Welt verstehen, was zeigt, dass wir alle im Grunde gleich sind. Kraft und Ehre Mensch zu sein, sich zu respektieren, sind Werte, die wir leben sollten. Damit so schlimme Dinge wie Kriege nicht mehr stattfinden.

Auszüge aus der Rede der Saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger als Schirmherrin der Ausstellung am 21.6.24 in Merzig-Hilbringen

Sehr geehrte Damen und Herren,
... Wir erleben heute eine bemerkenswerte Begegnung von Künstlern, die die Urelemente der bildenden Kunst: Form und Farbe mit dem Gegenständlichen verbinden. Da alles ein Etikett braucht, zählt man sie zu den Neoexpressionisten, die in Hamburg und in der Berliner Hochschule für Bildende Kunst ihre ersten Impulse erfuhren. Zu den Höhepunkten dieser künstlerischen Bewegung gehören neben Karl Horst Hödicke, A. R. Penck, Jörg Immendorf die „Neuen Wilden“, die Maler vom Berliner Moritzplatz um Rainer Fetting, die in den 8oer Jahren von sich reden machten.

Die Skulptur Willi Brandts in der Berliner SPD-Zentrale prägt mein Bild von Willy. Fetting, Penck, Middendorf, Salome – alle sind hier zu finden und geben auch mir Einblicke in das Lebensgefühl der 80er Jahre, als ich noch ein Kind war.
Von Martin Zimmer eingeladen, gesellt sich jetzt Ulrich Klimmt zu diesem illustren Kreis. Er studierte ebenfalls an der Berliner HfBK, von 1954 bis 1958. Grass und Baselitz und Schönebeck waren seine Kommilitonen. Der Porträtexperte Graf Luckner war sein Mentor – was in der Ausstellung unschwer zu erkennen ist. Mehr in sich gekehrt, ganz das Gegenteil zu seinem extrovertierten 10 Jahre jüngeren Bruder Reinhard, entschloss er sich Kunsterzieher zu werden, nicht aus Risikoscheu, sondern eher aus dem Wunsch nach Unabhängigkeit, die ihn von den Zwängen des Kunstmarkts bewahrte. Seine frühen Bilder aus den 50er und 60er Jahren, die den Löwenanteil der hier ausgestellten Bilder darstellen, enthalten bereits viele Elemente der späteren Kollegen.

Ort des Geschehens ist die grandiose Sammlung von Gemälden der Neoexpressionisten, die Dr. Martin Zimmer zusammengetragen hat. Es ist sein Lebenswerk, das neben seiner Tätigkeit als Arzt alle Kräfte in Anspruch nahm und nimmt.
Anders, als heute vielfach zu beobachten, ging es nicht um Kapitalanlage, sondern um Leidenschaft und Zuneigung. Deshalb sind die Bilder auch nicht in Depots und Schließfächern, sondern ganz bei ihm. Um mit ihnen zu leben, hat er sein Haus um großzügige Räume erweitert, die ein veritables Museum haben entstehen lassen und quasi als Außenstelle der Modernen Galerie in Saarbrücken, die vor allem in der klassischen Moderne und dem Informel ihre Glanzpunkte hat, gelten kann.

Als Sammler seelenverwandt, haben Zimmer und Klimmt zusammengefunden. Klimmt, der ähnlich besessen afrikanische Kunst gesammelt hat – einiges davon ist hier in Dauerleihgabe zu sehen – und zudem noch der Bibliomanie verfallen ist, hat sich auf Bitten der Familie des umfangreichen Nachlasses seines Bruders angenommen. Wie er mir sagte, ist hier nur ein verschwindend kleiner Teil des Oeuvres zu sehen.

So, wie Zimmers Sammlung quasi im Verborgenen geblüht hat, so hat sich Ulrich Klimmt seiner Passion malen, zeichnen und collagieren viele Jahrzehnte gewidmet. Er war ein Maler der auch unterrichtet hat. Abseits vom Kunstbetrieb hat er sein Leben mit Zeichenstift und Farben beschrieben und interpretiert. An erster Stelle die Familie, die Landschaften der Heide um seinen Wohnort Celle und die der Urlaubsländer, literarische Personen, Menschen, Tiere, und später – fasziniert vom Wasser – immer wieder Badeszenen, Wasserwesen, Strandgut, Fische und immer wieder Fische.

Wir sind heute bei zwei Sammlern zu Gast, die ihre Schätze bereitwillig teilen. Wir kennen Reinhard Klimmt als Politiker, von seiner Sammelleidenschaft wussten wir, politisch ist er ein Beispiel für echte Saarlandliebe, aber hier zeigt er sich zudem als ein Beispiel für echte Bruderliebe. Martin Zimmer und sein gastliches Haus belegen, wie wichtig und bereichernd für unsere Gesellschaft privates und ehrenamtliches Engagement sein können.

 

 

Ausstellung in Lappeenranta, Finnland

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Ausstellung in Dagstuhl 21.10. bis 20.12.2024

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Abb. oben und rechts: Einladungskarte zur Ausstellung in Dagstuhl

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